Direkt zum Inhalt

Zeughausmesse

Zeughausmesse, Foto: Marcel Schwickerath

Zeughausmesse, Foto: Marcel Schwickerath

Treffpunkt der Angewandten Kunst in Berlin

Die Zeughausmesse versteht sich als Treffpunkt der Angewandten Kunst in Berlin. Sie bietet einer breiten Öffentlichkeit die Gelegenheit, angewandten Künstler:innen zu begegnen und hochwertige Gebrauchsgegenstände zu kaufen. Publikum wie Künstler:innen eröffnet sie zudem stets neue Einblicke in jene Kombination von Materialbeherrschung und ästhetischer Vollendung, die zur Herstellung von Modern-Craft-Objekten unerlässlich ist. Bei der Auswahl der Teilnehmer:innen der Messe steht deren Fähigkeit im Fokus, traditionelle sowie zeitgemäße und unkonventionelle Techniken, Materialen und Ideen zu verbinden. Die handwerkliche und künstlerische Qualität ihrer Arbeiten inspiriert und regt zum Gespräch an. Ausstellungen und Messen der Angewandten Kunst waren und sind daher Orte lebhafter Begegnungen. Hier stehen die Funktion und das Potential des heute Angewandte Kunst genannten Zweiges der Bildenden Kunst im Mittelpunkt des Interesses. Als geeigneter Ort der Reflektion sieht sich die Zeughausmesse so auch langfristig in der Rolle einer Vermittlerin zwischen Kunst und Publikum.

Modern Craft: das benutzbare Kunstobjekt

Experimentierfreude und Innovation prägen die Arbeit der angewandten Künstler:innen, die ihre Modern-Craft-Objekte auf der Messe präsentieren. Charakteristikum des Modern-Craft-Objekts ist seine den reinen Gebrauchszweck übersteigende Qualität. Es unterscheidet sich von handwerklich hergestellten Gegenständen der vorindustriellen Zeit dadurch, dass es nicht mehr zum Überleben gebraucht wird. Befreit von der reinen Gebrauchsdoktrin, konnte und musste sich die Handwerker:in seit der industriellen Revolution intensiver der ästhetischen und konzeptionellen Gestaltung des Gegenstandes widmen. Damit wurde der handgemachte Gebrauchsgegenstand in gewisser Weise aufgewertet: er wurde zum Kunstgegenstand, zur auf die Anwendung ausgerichteten Kunst. Auf der Zeughausmesse verkaufen angewandte Künstler:innen so auch benutzbare Kunstobjekte, die durch ihre ästhetische und konzeptionelle Qualität bestechen. Zum Gebrauch bestimmt, sind sie haptisch erfahrbare Kunst. So wie alle Objekte, erzählen Modern-Craft-Objekte dabei die Geschichte ihrer Entstehung, die weit komplexer ist als jene, die industriell hergestellte Objekte je zu erzählen in der Lage sein werden.

Benutzbare Kunst und digitale Welt

Gegenwärtig ist der Alltag von Tastendruck, Mausklick und Wischen über homogene Oberflächen geprägt. Zugleich eröffnen digitale Techniken eine große Vielfalt visueller und auditiver Gestaltungsmöglichkeiten und Eindrücke. Konkrete Körperlichkeit hingegen lässt sich über analoge Gegenstände des täglichen Gebrauchs besser erfahren. Angewandte Künstler:innen stellen verwendbare Dinge her, die tradiertes Können und künstlerische Qualität sinnlich und insbesondere haptisch erfahrbar machen. Die Zeughausmesse befriedigt so auch die im Kontext des Digitalen wachsende Lust an haptisch erfahrbarer, im eigentlichen Sinn begreifbarer Kunst, und wirft damit ein ganz neues Licht auf das Potenzial der Angewandten Kunst.

Text: Maja Peltzer

Die Geschichte der Zeughausmesse

Seit 2004 findet die Zeughausmesse alljährlich im Dezember als Ausstellungs und Verkaufsmesse der Angewandten Kunst in Berlin statt. Sie wurde vom Berufsverband Angewandte Kunst Berlin-Brandenburg e.V. (AKBB) in Zusammenarbeit mit dem Deutschen Historischen Museum Berlin initiiert. Ort der Messe ist der von ruhiger Weiträumigkeit erfüllte, überdachte Innenhof des Zeughauses. Dabei steht das Zeughaus in der Tradition von Ausstellungen des Kunstgewerbes in Berlin, beherbergte es doch bereits 1844 die erste Allgemeine Deutsche Gewerbe-Ausstellung. Der Berufsverband AKBB ist 2003 aus der Fusion zweier Unternehmungen hervorgegangen: dem Westberliner Verein Kunsthandwerk Berlin e.V. und einer Gruppe von Brandenburger Künstler:innen, die zu DDR-Zeiten als Zweig der Angewandten Kunst in der Vereinigung Brandenburger Verband Bildender Künstler organisiert war.

Der AKBB: Forum der Angewandten Kunst in Berlin und Brandenburg

2002 beging die Stiftung Stadtmuseum Berlin im Museum Ephraim Palais mit der Ausstellung "Echt - 125 Jahre Kunsthandwerk in Berlin" das Jubiläum des Vereins Deutsches Gewerbe-Museum zu Berlin. Im Rahmen der Jubiläumsausstellung, an der sich der Westberliner Verband (Kunsthandwerk Berlin e.V.) beteiligte, kam es zu einem regen Austausch zwischen den Vertretern:innen und Interessent:innen der zeitgenössischen Angewandten Kunst. Hier wurde der Wunsch, ein gemeinsames Forum für Berlin und Brandenburg zu schaffen, geäußert. Insbesondere, weil den in Berlin und Umgebung arbeitenden und ausstellenden angewandten Künstler:innen nach der Schließung der Räume des Vereins Kunsthandwerk e.V. in der Pariser Strasse 12 im Jahre 1992 eine Präsentationsfläche fehlte. Die Gründung des AKBB, die regelmäßige Veranstaltung der Zeughausmesse und viele andere Initiativen des AKBB folgten. Die Zeughausmesse hat sich im Bewusstsein der Stadt, deutschlandweit und international als Treffpunkt der Angewandten Kunst etabliert.